Ein ganz normaler Arbeitstag

Me and my Homeoffice – inzwischen steht der Rechner allerdings wieder im Arbeitszimmer.

Viele fragen sich, was eine Lokaljournalistin den ganzen Tag macht. Deshalb habe ich am 2. September 2021 grob Protokoll geführt. Ich muss dazu sagen: Es war ein angenehm stressfreier Tag.

10.12 h Ankunft im Büro. Bin mit dem Fahrrad gefahren. Pluspunkt in einer Zeitungsredaktion: Es geht erst spät los, großartig für Spätaufsteher wie mich. Mails checken nach einer Schnelldurchsicht am Diensthandy zu Hause. Nicht viel Interessantes dabei. Der Hauptamtsleiter meiner Lieblingsgemeinde hat mir gestern zum Jubiläum gratuliert, ich rufe ihn an, um mich zu bedanken und bei der Gelegenheit gleich zu klären, ob es am Wahlabend im Rathaus für mich einen Arbeitsplatz geben wird. Ich muss den Liveticker bedienen und brauche dafür einen Tisch. „Ist kein Problem“, sagt der Mann. Schön, wenn man das so problemlos klären kann. Ein Gartenbesitzer hat mir auf eine Mail geantwortet, ich kann nächste Woche zu ihm kommen. Ein Problem weniger! Jetzt steht ein Anruf in Sachen Masterplan Ems 2050 an. Ich weiß nicht genau, wer jetzt eigentlich zuständig ist, und fange bei der Pressestelle an. Der Mitarbeiter war früher auch bei einer Zeitung, aber ich habe so lange nichts von ihm gehört, dass ich mich frage, ob es ihn überhaupt noch gibt.

10.45 h Der Masterplan-Pressemann ist krankgeschrieben. Beim NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) komme ich weiter, aber dessen Pressesprecher hat keine Onlineverbindung und weiß nicht, wann er antworten kann. Zum Glück brauche ich die Angaben nicht zu morgen. Ich mag lieber mit den Pressesprechern telefonieren, aber leider hört man heute immer öfter die Bitte, man möge die Fragen per Mail schicken. Das stellt einen vor die Herausforderung, die Fragen so zu formulieren, dass sie richtig verstanden werden. Die direkte Nachfrage „Meinen Sie das so oder anders?“ entfällt ja.

11.30 h Mail an den Pressesprecher mit den Fragen zur Ems geschrieben, dazu zunächst Infos zum fraglichen Projekt nachgeschaut. Die Antworten brauche ich bis Montag. Das hat sich gegenüber früher geändert, da brauchten wir eigentlich immer alles sofort und haben mit den Texten von der Hand in den Mund gelebt. Mit einer besseren Themenplanung hat sich das zwar entzerrt, dafür nehmen Themenbesprechungen viel Zeit in Anspruch.

11.51 h Erst weiter den Maileingang entrümpelt, dann eine Anfrage für meine wöchentliche Gartenseite abgeschickt. Jetzt kille ich weiter Mails, sonst läuft der Posteingang über.

11.56 h Unsere Lokalchefin ist aus der wöchentlichen Themenrunde zurück, die um 9.30 h angefangen hatte. Es war die erste Runde nach dem Urlaub des Chefredakteurs – vermutlich hatte er einiges auf dem Herzen! Nun folgt gleich unsere Besprechung, in der sie unter anderem das Wichtigste aus der großen Konferenz mitteilen wird.

13.35 h Wir haben lang und breit über die Berichterstattung und den Liveticker bei den Kommunalwahlen am 12. September gesprochen. Es wird klar, das wird wieder viel Arbeit, aber die Laune ist allgemein gut. Es soll aus jedem Rathaus Beiträge zum Liveticker geben. Das Problem: Wir haben gar nicht so viele Redakteur*innen wie Rathäuser! Jetzt ist es Zeit für die Mittagspause.

14.45 h Die Mittagspause geht langsam zu Ende, ich lese Mails auf dem Diensthandy. Danach fahre ich in die Stadt zu einem Termin mit dem Kandidaten der FDP für die Landratswahl. Dafür kann ich zum Glück das Fahrrad nehmen. Die Sonne scheint, aber es ist kühl. Das Gespräch mit dem Kandidaten verläuft ganz angenehm bei einer Kanne Tee und einem Stück Kuchen. Im Anschluss mache ich ein Foto von ihm auf der Brücke und am Museumshafen. Eigentlich ist geplant, dass unser Fotograf nächste Woche eines machen soll, aber der Kandidat ist ziemlich ausgebucht. Also mache ich es zur Sicherheit selbst.

16.45 h Ich bin wieder zurück und setze meine Arbeit zu Hause fort. Ich muss einen Text schreiben, der für den nächsten Tag mittags online eingeplant ist. Zwischendurch lese ich eine Seite für die morgige Printausgabe gegen und mache die Korrekturen. Mit den Kolleginnen kommuniziere ich über Slack. Das läuft, aber es ersetzt nicht das Miteinander im Büro.

19 h Ich habe den Artikel abgeschlossen und suche Bilder dafür raus. Wir haben kein gutes Bildarchiv, deshalb habe ich mein eigenes auf einer SD-Karte. Die Kollegen verabschieden sich bereits.

19.22 h Feierabend. Ich kann den Rechner herunterfahren.

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